Mit Diabetes zum Profi-Hockeyspieler

Interview mit Timur Oruz, Typ-1-Diabetiker und Hockeynationalspieler.

© Felix Petermann

Timur Oruz ist deutscher Hockey-Nationalspieler und Dexcom Warrior, der Community des Anbieters von Glucose-Sensoren für Diabetes-Patienten. Oruz feiert trotz Diabetes-Typ-1 beeindruckende Erfolge, dazu zählen neben einem Weltmeister- und Vize-Eurorpatitel auch die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio. Auch in Tokio war er dabei. „Nebenbei“ studiert er auch noch Medizin. Er möchte mit seiner Geschichte anderen Menschen mit Diabetes Mut machen und sie bei ihrer Diabetesreise unterstützen.

 

Du bist erfolgreicher Hockeyspieler in der Nationalmannschaft – und das mit Diabetes. Was sind die größten Herausforderungen im Leistungssport mit Diabetes?

Damit ich voll leistungsfähig sein kann, bin ich auf einen optimalen Blutzuckerwert angewiesen. Diesen über die gesamte Dauer eines Trainings oder Spiels zu erreichen, ist jedes Mal aufs Neue eine große Herausforderung. Denn der Blutzucker kann sich durch viele Faktoren verändern, zum Beispiel
Aufregung, Wetter, Essen und auch meine Performance. In den Spielpausen überprüfe ich meine Werte.


Hat dich dein Diabetes jemals an deiner sportlichen Karriere zweifeln lassen?

Nein, ich wollte den Hockeyschläger aufgrund meines Diabetes nie an den Nagel hängen. Die Kombination aus Sport und Diabetes hat immer gut für mich gepasst. Mein Diabetes schränkt mich dabei nicht ein.


Erzähl uns, wie du deinen Diabetes managst. Was hat es mit dem Sensor auf deinem Oberarm auf sich?

Es hält sich ja hartnäckig das Gerücht, dass der Sensor mein Luftventil ist und ich mich darüber aufpumpe. ;-) In Wirklichkeit handelt es sich hierbei um ein System zur kontinuierlichen Glukoseüberwachung in Echtzeit von Dexcom. Mein Gewebeglukosespiegel wird mir dann auf einer App auf meinem Smartphone angezeigt. Ein Tendenzpfeil zeigt mir an, in welche Richtung sich mein Gewebezucker in den nächsten Minuten bewegen wird. Diese Anzeige erleichtert mir mein Diabetesmanagement natürlich ungemein. So weiß ich immer rechtzeitig, ob ich Insulin spritzen oder etwas trinken oder essen muss, um zurück in meinen Zielbereich zu kommen.


Was sind deine sportlichen und privaten Ziele in den nächsten Jahren?

Eine gute Frage, die ich nicht abschließend beantworten kann. Meine sportlichen Ziele sind die nächsten großen Turniere mit der Nationalmannschaft. Im Januar findet in Indien die Weltmeisterschaft statt. Im August nächsten Jahres folgt die Hockey-Europameisterschaft in Mönchengladbach und 2024 dann die Olympischen Sommerspiele in Paris. Meine privaten Ziele werden derweil der sportlichen Karriere nochmal untergeordnet. Doch meine berufliche Zukunft spielt weiterhin natürlich eine zentrale Rolle.


Mit deinem Diabetesmanagement hast du nun schon lange auch privat medizinische Erfahrung. Gerade studierst du Medizin – hat dein Diabetes deinen Wunsch Arzt zu werden beeinflusst?

Schon als Schulkind habe ich in diverse Freundesbücher geschrieben, dass ich Medizinforscher werden möchte, um etwas zu erfinden, womit man Diabetes heilen kann. Auch wenn ich heute nicht in der Forschung gelandet bin – die Verbindung zu meinem Kindheitstraum ist sicherlich da, aber mein Diabetes war nicht der alleinige Grund Medizin zu studieren. Dennoch halte ich auch jetzt schon Vorträge zum Thema Diabetes und Diabetesmanagement und teile meine eigenen Erfahrungen. Denn auch mit Diabetes ist alles möglich und jeder kann seine Träume verfolgen.


Vielen Dank für das Gespräch Timur.