Ziemlich schlechte Freundin

Weil man nach einer fiesen Prostatauntersuchung auf kein Bier mit dem Urologen geht, muss man auch die besten Freundinnen der Freundin nicht mögen. Findet zumindest unser Kolumnist Martin Trockner!

Eine gute Beziehung sollte so funktionieren wie Apple. Was wirklich im inneren Kreis vor sich geht, wissen nur die Eingeweihten. Dringt ein Geheimnis nach außen, gibt es gewaltig Ärger: Strafen, Zwangsentlassung oder Wiedergutmachung durch Analsex (schon klar, das gibt es bei Apple nicht. Vermutlich).

Das ist meine Meinung zu dem Thema, die - nur damit wir uns alle richtig verstehen - auch die einzig richtige ist. Meine Freundin verfolgt in unserer Beziehung ehe rdas Modell "Piratenpartei". Jeder Scheiß, und sei er auch noch so belanglos, wird in die Öffentlichkeit posaunt. Und die Öffentlichkeit hat in diesem Fall auch Namen: Inge und Beate. Ihre besten Freundinnen. Die beiden wissen alles über mich. Außer vielleicht meiner Penislänge, was aber nur daran liegt, dass sie noch nicht auf die Idee gekommen ist, ihn zu vermessen.

Hatte ich vor meiner Beziehung eine Informationspolitik wie Nordkorea, scheint jetzt ein Newsticker wie auf ntv durch mein Leben zu laufen, der meine Freundin stets mit Nachrichten versorgt. Wobei, das ist ja eigentlich nicht wirklich das Problem. Schließlich ist mein Interesse an dem Rest der Menschheit und was die über mich denkt ungefähr so groß wie Putins Wunsch nach gelebter Demokratie.

Schwierig wird es erst ab dem Zeitpunkt, wo mir nahegelegt wird, dass ich Inge und Beate gefälligst mögen soll. Und jeder, der in einer Beziehung ist, weiß, dass so etwas keineswegs als Bitte formuliert wird. Hinter solch einer Aussage steht immer ein Befehl, der bei Nichtbeachtung mit Sexentzug nicht unter drei Wochen geahndet wird. Aber wie kann man jemand mögen, der jedes kleine schmutzige Detail von dir weiß - auch, das sich Inge gern als Planschkuh bezeichne und Beates Hintern gern ob seiner Größe eine eigene Schwerkraft unterstelle. Man fragt ja schließlich auch nicht seinen Urologen, nachdem er einem die Prostata abgetastet hat, ob man nachher nicht noch auf ein Bier geht. Dass auf dieser Basis keine Freundschaft möglich ist, erscheint - und da sind Beate, Inge und ich uns ausnahmsweise einig - logisch.

Logisch auch, dass meine Freundin das völlig anders sieht. Und noch logischer, dass am Ende alles wieder an mir hängen bleibt. Also greife ich auf die männlichste aller Tugenden zurück: das Vortäuschen. Es wäre ja schließlich nicht das erste Mal, dass ich vor Frauen tiefe Sympathie antäusche, nur um am Ende doch noch Sex zu bekommen.