Electro-Swing: Atlantic Ballroom von Waldeck

Klaus Waldeck’s legendäres Album “Ballroom Stories” feierte dieses Jahr den 10. Geburtstag. Für sein Label Dope Noir Records der perfekte Anlass, um das Jubiläum mit der Veröffentlichung eines würdigen Nachfolgers mit dem verheißungsvollen Namen „ Atlantic Ballroom” zu feiern.

Dass „Ballroom Stories“ sämtliche Erwartungen übertroffen hat und sich vom Geheimtipp zum internationalen Dauerseller entwickelt hat, freut natürlich Künstler und Waldeck’s Plattenfirma weckt aber auch Erwartungshaltungen und Begehrlichkeiten. Da sind zum einen die Fans, die nach einem Album „im Stil von“ fragen. Auch bekannt als die Electro-Swing Fußfessel. Dabei wurde der Begriff „Electro-Swing“ erst nach der  Veröffentlichung von „ Ballroom Stories“ geprägt. Dass Waldeck laut Wikipedia zu den Begründern des Electro Swings zählt, ist wenig tröstlich. Auf einen fahrenden Zug, auch wenn man ihn selbst ins Rollen gebracht hat, sollte man bekanntlich nicht aufspringen.

Dem ersten Dilemma wollte Waldeck schon 2016 entgehen, indem er sich kurzerhand entschloss, entgegen dem gedachten Publikumswunsch nach mehr Electro Swing mutig seinem eigenen Wunsch zu folgen und das italienische Spaghetti & Western  Album  „Gran Paradiso“ zu veröffentlichen.

Der gewünschte Befreiungsschlag blieb aus: Selbst während eines Saunabesuchs in Wien wurde Waldeck von einem enttäuschten Fan erkannt und darauf aufmerksam gemacht, dass diesem  „Ballroom Stories schon besser gefalle als Gran Paradiso“. Auch von Seiten von Waldeck´s Hamburger Musikverlag gab es Schelte: „Was willste mit ‘nem italienischen Album“?

<iframe height="315" frameborder="0" width="560" allow="autoplay; encrypted-media" src="https://www.youtube.com/embed/O3vubhOfOZM?rel=0"></iframe>

Der kurze Ausflug in die Gefilde des Spaghetti Western und des italienischen Canzone haben sich aber zumindest insofern bezahlt gemacht, als Waldeck dadurch auf Umwegen seine jetzige Hauptsängerin  Patrizia Ferrara  kennenlernte. Sie ist halbe Sizilianerin und halbe Österreicherin, und hat die letzten Jahre ihrer musikalischen Karriere in Brooklyn verbracht, bevor sie wieder in ihre Heimat zurückgezogen ist.

Die Geburt von „Atlantic Ballroom“ – auf der Suche nach der verlorenen Zeit: Waldeck versucht erst gar nicht alte Rezepte aufzuwärmen und erschafft einen neuen – erstaunlich erfrischenden Ballroom. Von den Geburtswehen spürt man als Zuhörer nichts und wird sofort in den Bann des „Atlantic Ballroom“ gezogen. Es herrscht Aufbruchstimmung. Wie schon bei früheren Veröffentlichungen unterstreicht Waldeck seine Fähigkeit, ein neues Sound Universum zu kreieren. Dabei erweckt die Musik das Gefühl, als würde man sich an etwas erinnern, dass man gar nicht erlebt hat.

Waldeck spielt mit verrauchten Jazz Riffs & bluesigen Piano Figuren. Man spürt eine Prise Wiener – Elektronik, jedoch sparsam und dezent. Zu Recht fragt man sich als Zuhörer, wie es möglich ist, ein so gediegenes und entspanntes Album abzuliefern, wenn doch die Umstände alles andere als leicht zu sein scheinen. Waldeck hierzu lapidar: „Leichtigkeit beim Zuhörer herzustellen ist meist nicht leicht.“

WALDECK   »Atlantic Ballroom«
Format: 150 gr. Vinyl, CD, Online
Release Date: 12.10.2018  
Catalogue Number: DONO 34  
EAN (Vinyl) 820857003418
EAN (CD) 820857003428  
Label: Dope Noir / Distribution: Soulfood