"American Football ist ein Teamsport" - Interview mit Björn Werner

Am 30. August 1990 in Berlin geboren, ist er der erste deutsche American Footballspieler, der in der ersten Runde des NFL-Drafts ausgewählt wurde. Er spielt seit 2013 für die Indianapolis Colts als Linebacker. In beiden Saisons erreichte er mit seinem Team die Play-offs. Sein Name? Björn Werner.

Joe Robbins/Getty Images | Werner in Action

Was macht einen American Footballspieler aus?

Physisch muss man fit sein, es gibt wenige Sportarten, bei der die körperliche Belastung so hoch ist. Dazu braucht es Disziplin, eine hohe Eigenmotivation und sehr viel Fleiß. Es gilt: niemals denken, dass man sein Limit erreicht hat. Jeder kann immer noch besser werden.

Welche Charakterzüge haben in deinem Sport keinen Platz?

Egoismus. American Football ist ein Teamsport, und wir haben im Vergleich zu anderen Mannschaftssportarten einen sehr großen Kader. Wenn man hier nur seine eigene Show abzieht, hat man schlechte Karten.

Wie schwer war der Schritt vom Rookie zum „echten“ Profi?

Am Anfang ist man etwas nervös, kennt die Abläufe noch nicht ganz genau und muss sich eingewöhnen. Aber je mehr Spiele man macht, umso mehr Erfahrungen sammelt man und desto wohler und selbstsicherer fühlt man sich. Mein Rookie-Jahr bestand vor allem aus: lernen, lernen und noch mal lernen.

Was ist das Wichtigste, insbesondere für einen Rookie, in der NFL

Lernbereitschaft zählt mit zu den wichtigsten Eigenschaften, die ein Rookie haben muss. Auch eine gewisse Demut. Leise sein, sich zurücknehmen können und sich vor allem über Leistung den Respekt der Teammates holen.

Was hast du in deinen ersten beiden Seasons in der NFL gelernt?

Das jeder gleich ist, egal wie alt oder wie groß der Name. Jeder Spieler muss sich über Leistung seinen Platz auf dem Pitch erkämpfen.

Was war die größte Enttäuschung in der NFL?

Ich hatte mit Verletzungen zu kämpfen, und da ist es vor allem hart, dass man nicht mehr eingreifen kann. Wenn du selbst nicht spielen kannst, gibt es immer einen, der kann. Den gilt es dann erst einmal zu verdrängen, wenn man wieder fit ist.

Football ist ein harter Sport, kannst du die Verletzungsgefahr ausblenden

Verletzungen gehören dazu. Bei allem professionellem Verhalten und Training kann man das nicht immer beeinflussen. Du musst es als Teil des Sports akzeptieren, ohne ständig Angst zu haben. Das würde nur blockieren. Und wenn es dich erwischt: immer nach vorne schauen und positiv denken!

Du verdienst sehr viel Geld, wie schwer ist es, die Bodenhaftung zu bewahren?

Ich bin von Natur aus ein bodenständiger Typ und auch so erzogen worden. Für mich ist es daher überhaupt nicht schwer. Wer mich persönlich kennt, weiß, dass ich immer der gleiche Björn bleiben werde.

Wie sehen deine persönlichen Ziele in der NFL aus?

Einfach das Maximum aus Björn Werner rauszuholen. Wenn ich später auf meine Karriere zurückblicke, möchte ich sagen können: Du hast alles gegeben. Und hoffentlich auch viel erreicht (lacht). Mein ganz großes Ziel ist natürlich zumindest einmal den Superbowl zu gewinnen, ist ja klar.

Welchen Tipp hast du für einen jungen deutschen American Footballer, der dir nacheifern möchte?

Nichts ist unmöglich! Setz dir deine Ziele und arbeite so hart, wie du nur kannst. Es wird Tage geben, an denen du denkst, dass das Ziel niemals zu erreichen ist. Aber genau dann musst du dir sagen: ‚Ich packe das!‘ Niemals aufgeben!

Interview: Christian Bärmann, SPORTSFREUND September 2015