Wie der Oldtimer richtig gepflegt wird

Nein, es geht nicht um Opa, sondern um echte Oldtimer. Wie werden sie gepflegt? Nicht in der Waschstraße! Das steht fest.

Auch diese Ente ist im Regelfall bereits ein echter Oldtimer - Bild: IngImage

Kennzeichen H: der sichtbare Beweis, dass ein Auto in Würde gealtert ist und nun verdientermaßen den Status des Oldtimers genießt. Zum einen besagt das H auf dem Nummernschild, dass das Fahrzeug älter als 30 Jahre und außerdem im Original-Zustand ist - zumindest was Um- oder Anbauten anbelangt. Wie aber sieht es mit der Pflege aus? Solche Liebhaberstücke - und das gilt gleichermaßen für Youngtimer, die die 30 noch nicht überschritten haben - wollen angemessen gepflegt werden.

Damit der Klassiker glänzend in Form bleibt, erläutert Mohamed Hamed, Mitgründer und Leiter des operativen Geschäfts von MyCleaner, welche Dinge es zu beachten gilt.

Alles unter einem Dach: der richtige Stellplatz für das Liebhaberstück
Wer sich einen Old- oder auch Youngtimer zulegt, will die Vergangenheit bewahren und investiert dafür Zeit und Geld. Oftmals dient das Liebhaberstück auch als Wertanlage, vorausgesetzt der Zustand des Fahrzeugs stimmt. Denn Wind und Wetter setzen dem Auto über Jahrzehnte hinweg zu, greifen Lack, Chrom- und Kunststoffteile an. "Der größte Feind des Oldtimers ist der Rost", so Fahrzeugpflege-Experte Hamed. Grundvoraussetzung, um Korrosion zu vermeiden, ist der geeignete Stellplatz. Hier gilt die Faustformel: Viel frische Luft, wenig Feuchtigkeit. Heißt, in jedem Fall überdacht. Allerdings eignet sich nicht jede Standardgarage, da dort oftmals die Belüftung nicht ausreicht und dadurch unter Umständen sogar die Rostbildung begünstigt wird, hat sich erst einmal die Feuchtigkeit eingenistet. Wem zu Hause keine adäquate Unterstellmöglichkeit zur Verfügung steht, kann einen Stellplatz bei professionellen Anbietern mieten oder kaufen.

So läuft's wie geschmiert: Öl wechseln und Technik checken
Echte Liebhaberstücke kommen seltener auf der täglichen Fahrt ins Büro als vielmehr nur am Wochenende zum Einsatz. Über den Winter werden sie meist sogar eingemottet, das heißt, sie stehen gut und gerne sechs Monate lang. Noch viel wichtiger als bei modernen Autos ist es daher, die Technik regelmäßig zu überprüfen. Neben dem Ölcheck gehört der Ölwechsel auf die To-do-Liste - spätestens, bevor es im Frühjahr wieder auf die Piste geht. Achtung: Moderne Synthetik-Öle eignen sich unter anderem wegen ihrer Additive nicht für Oldtimer. Stattdessen sollte man auf spezielle Oldtimer-Schmiermittel zurückgreifen. Bei längeren Standzeiten ist es ratsam, den Reifendruck zu erhöhen, um Standplatten zu vermeiden. Nicht vergessen, den Druck vor der nächsten Ausfahrt entsprechend wieder abzusenken! Alternativ kann man auch Reifenschuhe verwenden. Um die Sicherheit des Fahrzeugs generell zu gewährleisten, müssen Reifen, Bremsen und Beleuchtung regelmäßig geprüft werden.

Vorbeugen statt nachsorgen: Warum gerade ältere Autos eine regelmäßige Pflege brauchen
Im Grunde genommen verhält es sich bei Oldtimern wie bei älteren Menschen - sie sind empfindlicher gegenüber äußeren Einflüssen. Ohne die entsprechende Pflege bleichen die Farben aus, Oberflächen werden spröde. Seien es die Witterung oder Verschmutzungen wie Staub, Sand und Salz, aber auch Baumharz, Vogelkot und eingebrannte Insekten - die Liste der Lackfeinde ist lang. Wurden die Oberflächen mit den entsprechenden Pflegemitteln versiegelt, kann sich eine Verschmutzung erst gar nicht festsetzen, und auch Rost hat keine Chance.

Handarbeit: Alter Lack verlangt nach Fingerspitzengefühl
Wer sein Fahrzeug liebt, reinigt es von Hand. Am besten mit einem Mikrofasertuch und schonenden Reinigungsmitteln. "In der Waschanlage können die Bürsten sogenannte Haarlinienkratzer verursachen. Das sieht sehr unschön aus und kann nur durch eine aufwendige Politur wieder beseitigt werden", erklärt der MyCleaner-Experte. Kunstoffheckscheiben von Cabrios zum Beispiel sind extrem anfällig für solche Kratzer, haben daher in der Waschanlage nichts zu suchen. Auch Hochdruckreiniger stellen für den sensiblen Oldtimerlack eine Gefahr dar: "Bei zu geringem Abstand zum Fahrzeug können durch den hohen Druck aus der Düse Schäden an Blech oder Kunststoff entstehen. Auch Reifen und Gummidichtungen können beschädigt werden." Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, lässt seinen Oldtimer von einem spezialisierten Fahrzeugaufbereiter reinigen.

Innere Werte: keine chemische Keule im Interieur
Im Interieur eines Oldtimers finden sich je nach Modell neben Stoff, Leder und Kunststoff auch Materialien wie Holz, Messing, Edelstahl oder Kupfer. "Diese sollten ausschließlich mit speziellen, hochwertigen Pflegeprodukten behandelt werden", sagt Hamed und ergänzt: "Daher ist es ratsam, sich von einem Spezialisten für Oldtimer beraten zu lassen." Gegen chemische Reiniger spricht beispielsweise, dass diese einen künstlichen Duft hinterlassen, der den klassischen Flair des Autos überdeckt. Schließlich verbindet man schöne Erinnerungen auch mit vertrauten Gerüchen.