Jecken wie Hose

Wer Karneval gut findet, der mag auch Ralf Schumacher. Davon ist Kolumnist Martin Trockner vollkommen überzeugt. Machen wir es kurz, damit hier keine Zeit verschwendet wird: Karneval ist was für Idioten.

TEXT: Martin Trockner

Du hast jetzt Zeit, mit dem Lesen dieser Kolumne aufzuhören, denn besser wird es nicht. Wo war ich? Ach ja: Karneval, Menschen, Idioten. Und ohne einen näheren Bezug herstellen zu wollen, ist es doch so, dass Frauen Fasching besser finden als Männer. Was nicht überrascht. Schließlich ist es irgendwie naheliegend, dass gerade jener Teil der Weltbevölkerung das Maskieren gut  findet, der sich ohnehin jeden Morgen das Gesicht bemalt. Zumindest ich  finde das logisch. Meine Freundin nicht. Aber sie ist es ja auch, die mit mir zusammen verkleidet auf eine Party gehen will. Natürlich im Partnerlook. Im Raum stehen die Vorschläge: Tom & Jerry, Marianne & Michael und - warum auch immer - Ralf & Cora Schumacher. Ich entscheide mich dann doch lieber für eine beidseitige Lungenentzündung mit der Tendenz zur Chronischen. 

Der ein oder andere mag es vielleicht schon bemerkt haben, aber ich steh nicht auf Verkleidung. Was bringt es mir, einen Tag (okay, eine Woche - und ja, ihr Rheinländer, ihr dürft am längsten den Deppen spielen) im Jahr verkleidet zu sein? Ich mag Rollenspiele ja nicht mal beim Sex, und wenn ich etwas mit einem Schulmädchen anfangen will, park ich vor der Realschule. Aber natürlich kommen meine Vorurteile ja nicht von irgendwoher. Ich nähre sie regelrecht aus meiner Beziehung. 

Da es mich ja schließlich doch interessiert, warum alle Karneval so toll  finden, obwohl es da - wie beim Oktoberfest - eh nur um saufen und vögeln geht, fragte ich bei meiner Freundin nach. Die Antwort in der Kurzfassung: "Weil es toll ist, einen Tag lang jemand anderes sein zu können." Darauf ich: "Dann bind dir doch ein Tuch um den Kopf, geh auf die Knie und spiel Putze." Ich fand die Antwort a) originell und b) lustig. Meine Freundin: nicht. Was zur Folge hatte, dass ich a) eine Nacht auf der Couch verbringen durfte und b) mit auf die Karnelvalsfeier musste.

Wir hatten uns für Cora und Ralf entschieden, weil es einfach war. Meine Freundin musste nur billig aussehen, und ich versuchte, einen zu klein geraten Typen mit unfassbaren Minderwertigkeitskomplexen darzustellen. Wir waren der Knaller auf der Party - was nicht an der Verkleidung lag, sondern an meinem Alkoholspiegel, den ich mir schon Stunden vor der Party erarbeitet hatte. Ich tat so, als würde ich jedes Kostüm toll  finden, lobte ihre Kreativität. Ich tat das, was auch Eltern tun, wenn der Dreijährige mit seiner ersten selbst gemalten Zeichnung nach Hause kommt: Sie trotz aller Scheußlichkeit schön  finden und dem anderen eiskalt ins Gesicht lügen.